1. Nationale Flèche Allemagne 2005
Hamburg - Eisenach 432,5 km
5.- 6. Mai 2005
Ein 24 Stunden Randonnèe (mind. 360km) nach den Regeln des berühmten französischen
Flèche Velocio, homologisiert und anerkannt durch den "ältesten Audax Club der Welt", den ACP- Audax Club Parisien, ist schon etwas Besonderes.
Für mich „alten Hasen" war es schon der 7. Flèche, der vom Audax Club Parisien ACP homologisiert wurde, aber der erste, der in Deutschland von Audax Randonneurs Allemagne ARA organisiert wurde und somit auch eine Premiere darstellte.
Fazit : Premiere gelungen !

Die Premiere wurde im Zielbereich - auf der Wartburg bei Eisenach - vom langjährigen Präsidenten des legendären Audax Club Parisien ACP, des Vaters und Architekten der Weltbewegung der Langstreckenradfahrer, Randonneurs Mondiaux RM, sowie des berühmten "Langstreckenrennens" Paris-Brest-Paris P.B.P. , Bob Lepertel persönlich in Augenschein genommen und verlieh somit dem Flèche Allemagne eine besondere Anerkennung und einen würdigen Rahmen.

Für A.R.A. Audax Randonneurs Allemagne war es eine Ehre, Bob und seine Frau Suzanne Lepertel aus Paris inmitten des Zieleinlaufs und bei der anschließenden Feier dabei gehabt zu haben.
Ihre Präsenz war selbstredend positiv für die teilgenommenen Randonneure und der sichtbare Ausdruck langjähriger enger Freundschaft und Verbundenheit zwischen ARA und dem ACP seit 1991.
Bob sprach in diesem Zusammenhang auch von der positiven Kontinuität der sportlichen sowie persönlichen Beziehungen zwischen ARA - ACP über den langen Zeitraum hinweg.

23 Equipes haben sich am Flèche Allemagne zur Premiere angemeldet !
Equipe Nr. 4,
das warenKlaus Heyne, Mike Dabelstein, Mirco Maack, Claus Czycholl und Lasse Frankhänel,
der aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten konnte.
Wir hatten uns vorgenommen 432,5 km von Hamburg nach Eisenach zu fahren.
Start war wie bei allen anderen Teams am Donnerstag (Himmelfahrt), den 5. Mai 9 Uhr.
Und die Ankunft sollte am Freitag, den 6.Mai um 9.00 Uhr auf der berühmten Wartburg in Eisenach sein.
Die Strecke führte durch die Vier- und Marschlande - südöstlich auf Hamburger Gebiet bis zur Elbe. Mit der Fähre ging es über die Elbe auf schon niedersächsisches Gebiet.
Orte wie Winsen, Salzhausen und 1. Kontrollpunkt: Amelinghausen waren uns vertraut von den Brevets.

Fähre über die Elbe auf niedersächsisches Gebiet, südöstlich von Hamburg
Blühende Landschaften und guter Wind von Nord/ Nordwest begleiteten uns nach Hankensbüttel, wo wir eigentlich unplanmäßig einen Stopp einlegten um mit einer "Horde Motorradfahrer in schwarz" auf einem Hinterhofcafé Kaffee und Kuchen zu uns zu nehmen. Ob es zu diesem Zeitpunkt etwas gebracht hat, muss angezweifelt werden.
Kaffee-Stopp und leichtes Sonnenbaden im „Hinterhofcafe" in Hankensbüttel
Auf jedem Fall haben wir hier in der Sonne sitzend etwas Zeit vertan.
Angedacht war bis Wernigerode (Harz) zügig durchzufahren. Die äußeren Bedingungen waren auch zu dem Zeitpunkt entsprechend gut. Aber beim Team fahren ist der Gruppen -Zusammenhalt und nicht der Wunsch und die ausgedachten Vorgaben auf dem Papier das Maß, sondern der Mensch mit Stärken und Schwächen.
Das macht eigentlich auch den Reiz eines Flèches im Team aus.

Nicht der stärkste, sondern der "schwächste" Randonneur bestimmt das Gruppentempo und Stärke und Schwäche wechseln sich innerhalb 24 Stunden beständig ab.
Das ist spannend und reizvoll und fordert eine Menge Charaktereigenschaften von jedem Teammitglied heraus, wie etwa Geduld, Konsequenz, Entschlossenheit, Rücksichtnahme, Kritikfähigkeit sowie Anpassungsfähigkeit von jedem. Es deckt aber auch Schwächen bei der Vorbereitung und Planung auf.

Anders als geplant waren wir gezwungen in Königslutter am Elm, bei km 192, wo eigentlich nur ein Kontrollpunkt sein sollte, längere Zeit mit Nahrungsaufnahme zu verbringen. Und hier in dieser Situation, die nicht vorhersehbar war, sind die oben genannten Eigenschaften zum ersten mal so richtig auf die Probe gestellt worden.
Hier war Rücksichtnahme von allen Randonneuren gefragt und wir haben es gut gemeistert.
Der Elm - ein kleines Vorgebirge vor dem Harz - war schnell überwunden und wir fuhren zügig Richtung Wernigerode am Harz.
Aber ich muss noch erwähnen, das wir vor Königslutter, verursacht durch unsere Unachtsamkeit, oder war es doch der Rückenwind, der dazu beitrug, dass wir den ursprünglichen Weg um knapp 16km verfehlt haben. Das war nicht nur ärgerlich, sondern auch ein Motivationskiller, vor allem, wenn einem die Zeit im Nacken sitzt.

Die Zeit die verloren ging, wollten wir durch einen Schnellimbiss (Mc. Donald´s) wettmachen. Es wäre uns auch ganz gut gelungen, wäre nicht die Nacht hereingebrochen, ein heftiger Gegenwind und Regen, die uns das Navigieren erschwert haben.
Der Ostharz hatte mehr Tücken als wir vermuteten - teilweise menschenleer, sehr hügelig und ohne Ende "Schweinebuckel", wie wir es im Norden manchmal nennen. Und ständig Regen von vorne.
nächtlicher Stopp im Ostharz ……….
Die "geplante" Kontrollpause bei km 324, so gegen 3 Uhr in Sangerhausen mit Süppchen und wärmender Stube wurde kurzerhand durch eine zugige „Tanke" samt herumlungernden Jugendlichen ersetzt.
Hier habe ich zum ersten Mal bemerkt, dass der Dauerregen meinen Körper ausgekühlt hat.
Der Gegenwind und der Regen nahmen weiter zu, und die nächste Kontrollstelle Bad Langensalza bei km 398 lag noch sehr weit.
Nach dem Plan wollten wir hier eigentlich um 6 Uhr sein, ruhig Frühstücken und dann mit neuem Schwung die restlichen 32 km auf die Wartburg "hinaufdüsen".
Traum und Wirklichkeit fochten am letzten Teilstück bis zur Burg einen Kampf aus, ohne Rücksicht auf die körperliche und psychische Verfassung. Ich (wir) konnten noch fahren, nicht schneller, vor allem ich nicht mehr wie zu Beginn.
Das Ziel, die Wartburg wurde aber erreicht und darüber waren wir dann doch auch alle sehr glücklich.
Vor allem auch ich und zwar deshalb, weil es gelungen war, die Idee Flèche Allemagne mit den ARA Organisatoren zu organisieren und umzusetzen mit der anschließenden schönen und herzlichen Begegnung aller Randonneure beim gemeinsamen Essen im Bürgerhaus der Stadt Eisenach.
Es wird eine weitere Auflage des Fleche Nationale Allemagne im nächsten Jahr geben.
So haben alle Randonneure die Möglichkeit sich außerhalb von Paris-Brest-Paris (2007) sich wieder zu sehen und die begehrte Randonneur 5000 Medaille zu erwerben.

Claus Czycholl Hamburg, Mai 2005