Die anaerobe Schwelle = | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Um die Bedeutung der ANS zu ermessen, sollte man zunächst die allgemeinere Frage beantworten: Woher kommt rechtzeitig und in ausreichender Menge die Energie, die Leistung möglich macht? | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Leistung ist Energiemenge pro Zeiteinheit. Wenn man bedenkt, dass bei kurzzeitigen Höchstleistungen der Energieumsatz bis zu 10mal so hoch sein kann wie es die Sauerstoffaufnahme bei normaler Energiebereitstellung zulässt, muss es neben der Veratmung von Traubenzucker und Sauerstoff noch Methoden des Körpers zur Energieerzeugung geben. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Man kann vier Arten der Energiebereitstellung unterscheiden: | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aerober Fettstoffwechsel: Die Energie wird nach der vereinfachten Formel Fett + Sauerstoff = Wasser + Kohlendioxid + Energie gewonnen. Merkmale: sehr langsam, aber praktisch unerschöpfliche Reserven, wird bei niedriger Intensität genutzt, Trainingsziel: diese Form auch bei höheren Intensitäten nutzen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aerober Glykogenstoffwechsel: vereinfachte Formel Traubenzucker + Sauerstoff = Wasser + Kohlendioxid + Energie. Merkmale: schneller als Fettstoffwechsel, das Glykogen (die spezifische Form des Traubenzuckers) ist im Muskel gespeichert, muss nicht erst antransportiert werden und kann schnell durch Energiedrinks nachgeführt werden. Nachteil: die Reserven reichen nicht für stundenlange, schnelle Fahrt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Anaerober alactazider Stoffwechsel: Jetzt kommt es dicke mit den Fremdwörtern: "anaerob" heißt ohne Sauerstoff, "alactazid" setzt sich zusammen aus "a" = nicht, "lact" = milchartig und "azid" = Säure - also: "Stoffwechsel, bei dem kein Sauerstoff benötigt wird, aber auch keine Milchsäure entsteht". Merkmale: reicht nur für einige Sekunden, weil abhängig vom im Muskel befindlichen Kreatinphosphat, geeignet für Zwischenspurts, Antritte usw. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Anaerob lactazider Stoffwechsel: Heißt nach unserer obigen Übersetzungsregel: "Stoffwechsel, der keinen Sauerstoff benötigt, aber zur Bildung von Milchsäure führt". Merkmale: ebenfalls sehr schnell, reicht bei annähernder Höchstbelastung (95%) 20 - 40 Sekunden. Nachteil: "mischt sich ungefragt ein", d.h. beim schlecht Trainierten schaltet er sich schon ein, wenn die Energie noch aus den anderen drei Quellen gewonnen werden könnte. An dieser Stelle sei erwähnt, dass das Bild des "Umschaltens" die Realität nur teilweise wiedergibt: Tatsächlich wird dauernd Laktat gebildet und wieder abgebaut, aber an der Schwelle steigt die Laktat-Konzentration so stark an, dass sie dauerhaft zu hoch ist, um abgebaut und auf eine unschädliche Konzentration beschränkt zu werden. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Um nun eine optimierte Leistungsmobilisation in unterschiedlichen Wettkampsituationen zu trainieren, war der Gedanke naheliegend, für alle Energiebereitstellungsformen spezifische Trainingsmethoden zu entwickeln. Und da sich die verschiedenen Energieformen - grob betrachtet - der Reihe nach in Abhängigkeit von der Höhe und Dauer der Leistung einschalten war es nur folgerichtig, die entsprechenden Trainingsbereiche jeweils einer bestimmten Stufe der Leistungsintensität zuzuordnen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximalleistung und anaerobe Schwelle (ANS): Orientierungspunkte der Trainingsstruktur | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Es konnte nachgewiesen werden, dass beim gut trainierten Sportler die individuelle anaerobe Schwelle (ausgedrückt in der Leistung, die er beim Übergang zur anaeroben Energiebereitstellung erbringt) näher an seiner Maximalleistung liegt als beim schlecht Trainierten | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deshalb ist heute folgendes Verfahren zur Bestimmung der Trainingsbereiche üblich: In einem Stufentest wird die Entwicklung der Laktat-Konzentration in Abhängigkeit von der erbrachten Leistung aufgezeichnet. An der Stelle, an der die Laktat-Konzentration sprunghaft zunimmt, beginnt der sog. "aerob-anaerobe Übergangsbereich". Er liefert den ersten Orientierungspunkt | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Als zweiten Orientierungspunkt ermittelt man die maximale Herzfrequenz HFmax. Beide Werte dienen dann zur individuellen Einteilung der Herzfrequenzbereiche, die den einzelnen Trainingsbereichen zugeordnet sind. Statt der Herzfrequenzbereiche verwendet man heute auch gerne - wenn technisch möglich - die entsprechenden Wattbereiche. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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